Wednesday, May 2, 2012

Beat Kappeler ist ein Lügner

Jemanden als Lügner zu bezeichnen, ist ziemlich krass. Der Titel ist aber faktisch korrekt, und hier ist der Beweis.

Im Artikel Ein Kreditsystem ohne Krisen, ohne Hebelwirkung, ohne Inflation schreibt Dr. h.c. Beat Kappeler unter dem Untertitel Denn dies waren die Ursachen der Finanzkrise (zu finden im Menu links unter Finanzkrise: die Reformen, dann untere Hälfte des Artikels):
Für die Finanzkrise waren einerseits demagogische Regulierungen schuld, andererseits die Hebelwirkungen dank viel zu günstiger Zinsen. Die Demagogie stammte aus den Vorgaben der Regierungen Clinton und Bush seit 1995. Die zwei Hypothekengiganten der USA mussten immer höhere Teile der Ausleihungen an minderbemittelte und minderheitliche Gruppen gewähren, zuletzt 52% aller Ausleihungen. Das waren Hunderte von Milliarden Dollar, die bewusst und gezielt an Haushalte flossen, welche definitionsgemäss ausserstande waren, Zinsen und Rückzahlungen zu tragen. Wenn eine Bank diese Anteile nicht schaffte, konnte man sie vor Gericht verklagen, wie seinerzeit ein umtriebiger Anwalt es tat, mit Namen Barack Obama.
Mit andern Worten, der Staat im Allgemeinen und ein "umtriebiger Anwalt" namens Barack Obama im Besonderen sind Schuld an der Finanzkrise, denn sie haben die armen Banken gezwungen, arbeits- und mittellosen Pennern Hypothekarkredite zu geben.

Bevor ich den endgültigen Beweis dafür liefere, dass Dr. h.c. Beat Kappeler ein Revisionist und Geschichtsfälscher ist, hier ein Gedanken-Experiment, das die Frage eigentlich bereits beantwortet.

Gibt es auf diesem Planeten irgend eine Bank, eine einzige Bank — und ausgerechnet in den USA —, die jemandem einen Kredit vergibt, von dem sie erwartet, dass er nicht zurückbezahlt wird? Ehrlich.... Aber hier ist eine Antwort: Es gibt nur einen einzigen Grund, weshalb eine Bank einen solchen Kredit à fonds perdu vergeben würde, nämlich dann, wenn sie diesen faulen Kredit mit Profit einem andern Trottel weiterverkaufen kann, zB. einer Investitionsbank, die daraus CDOs macht... Klingelt's?

Gut, hier nun ist der Beweis: ein Abschnitt aus dem Buch Griftopia des Rolling Stone Journalisten Matt Taibbi:
Since these mortgage-backed securities paid much higher returns than other AAA investments like Treasury notes or corporate bonds, the bank had no trouble attracting investors, foreign and domestic, from pension funds to insurance companies to trade unions. The demand was so great, in fact, that they often sold mortgages they didn't even have yet, prompting big warehouse lenders like Countrywide and New Century to rush out into the world to fine more warm bodies to lend to. Matt Taibbi, Griftopia, paperback edition, p 286, Hervorhebung durch mich
Möchte Herr Dr. h.c. Beat Kappeler etwa behaupten, dass der Staat und Barack Obama die Banken gezwungen hätten, Hypotheken nicht nur an arbeitslose Penner, sondern auch an Personen zu vergeben, die gar nicht existieren??

Beat Kappeler ist ein Lügner.

1 comment:

  1. Lieber Herr Sommerer: Herr Kappeler ist eher unehrlich als verlogen. Wohl eher reiht er sich in eine lange Liste ökonomischer Kommentatoren, die aus gänzlich unehrlichen politischen Gründen nur die eine Seite der Geschichte beleuchten. Er spricht von demagogischen Regulierungen, ohne zu sagen, dass die Finanzindustrie durch ihr aktivistisches Lobbying diese Regeln selbst verlangte und instand setzte. Freddie Mac und Fannie Mae sind Mischgesellschaften mit staatlichen und privatwirtschaftlichen Elementen. Das Management der zwei Agenturen hat sich vor der Krise Millionenboni ausbezahlt. Die Strategie hat sich also rein privatwirtschaftlich gelohnt.

    In der Realität finden Sie immer, in jeder Transaktion, staatliche Elemente - sei es durch das Vertragsrecht. Die Trennung zwischen Markt und Staat gleicht dem Versuch, der Ton beim Händeklatschen korrekt auf die zwei Hände aufzuteilen. "Der Markt" (privatwirtschaftliche Unternehmen) existiert nur dank dem Staat, und der Staat bezieht seine Ressourcen von der Privatwirtschaft. Je nach ideologischer Ausrichtung kann man bei gesellschaftlichen Krisen die eine oder andere Seite der Münze beschuldigen, wobei dadurch verkannt wird, dass "Staat" und "Markt" die zwei Seiten derselben Münze sind.

    Die beste Strategie ist in diesem Fall meines Erachtens, bei dieser Argumentationsweise nicht mitzumachen. Anstatt zu sagen "Nein, der Markt ist auch daran schuld, nicht bloss der Staat", sollte man die falsche Dichotomie "Markt-Staat" entlarven, denn in der Realität sind sie kaum trennbar. Wie sagte Adam Smith? "Civil government, so far as it is instituted for the security of property, is in reality instituted for the defence of the rich against the poor, or of those who have some property against those who have none at all." Was ist die Funktion des Staates laut dem Amerikanischen Gründervater James Maddison? "(T)o protect the minority of the opulent against the majority."

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